Hast du dich schon mal gefragt, warum manche Menschen auf bestimmte Dinge allergisch reagieren und andere nicht?
Ich schon öfter!
Allerdings hatte mich diese Frage nur frustriert und nicht wirklich weiter gebracht.
Ich lasse mir auf jeden Fall nicht mehr einreden, dass mit mir etwas nicht stimmt.
Im folgenden Blogbeitrag gebe ich dir eine kleine und verständliche Übersicht über Allergien und Unverträglichkeiten und wo genau die orale Nickelallergie eingeordnet werden kann!
Contents
Menschen mit Unverträglichkeiten verrückt oder (über) lebenswichtig?
Glücklicherweise wird das Thema Unverträglichkeiten immer populärer.
Die Theorie, dass es bereits in der Ur-Sippe besonders sensible Menschen gab, die durch ihre besondere Gabe die gesamte Sippe schützten und sie damit vor Gefahren warnen konnten, hat mich jedenfalls positiv bestärkt.
Was mir auch geholfen hat, zu verstehen, welche Formen von Allergien und Unverträglichkeiten es gibt und das NICHT jede Form gleich bedeutet, dass du nun nichts mehr essen darfst!
Es gibt so viele verschiedene Allergiearten von Nahrungsmittelallergien bis hin zu saisonalen Allergien, aber auch Intoleranzen.
An dieser Stelle möchte ich dir jedoch nur einen wirklich groben Überblick geben. Fühl dich frei, selbst tiefer in das Thema einzutauchen.
Es gibt viele Fachbücher, aber auch Patientenratgeber, die das Thema wirklich einfach uns Laien erklären.
Schau doch gern einmal auf der Seite des Deutschen Allergie- und Asthmabund vorbei.[1]
Klassifikation der Allergietypen nach Coombs & Gell
Sehr hilfreich fand ich die Klassifikation von Allergien nach dem Modell von Coombs & Gell.
Dieses Modell möchte ich hier nur grob anreißen, damit Du das Große und Ganze besser verstehen kannst.
Im Anschluss erkläre ich dir kurz den immunologischen Prozess einer Allergie und die jeweiligen Unterschiede der Typ1 Allergien und die Besonderheiten der Typ 4 Allergien. Zusätzlich noch die Pseudoallergie, die sich grundsätzlich von den Allergien aufgrund des Pathomechanismus abgrenzt. Als ich die Unterschiede dieser Typen verstanden hatte, war es ein absoluter Gamechanger in meinem Lifestyle.
Coombs & Gell haben Allergische Reaktionen 1963 in 4 Typen geclustert .
Typ I: IgE-vermittelte Reaktion (Sofort-Typ)
Typ II: Zytotoxische Reaktion
Typ III: Immunkomplex-Reaktion
Typ IV: Zelluläre Immunreaktion (Spät-Typ) [2][3][8]
Typ 2 und Typ 3 Allergien
Wir beginnen allerdings nicht in der Reihenfolge:
Die Typ 2 und Typ 3 Allergietypen haben nichts mit Lebensmitteln zu tun, daher reiße ich sie auch nur ganz kurz an.
Die Typ 2 Allergien können bspw. Reaktionen auf Medikamente und inkompatible Bluttransfusionen sein.[4][8]
Die Typ 3 Allergien können Spätreaktionen z. B. auf ein Antiserum oder ein Impfserum mit tierischer Herkunft sein.[5][8]
Typ 1 Allergien
Kommen wir zu den beiden relevanteren Allergietypen:
Die Typ 1 Allergie ist dir wahrscheinlich bekannt.
Bei dieser Allergieform, die auch als Soforttypreaktion geläufig ist, wird die Immunreaktion über IgE-Antikörper vermittelt.
IgE bedeutet Immunglobulin E, das sind Antikörper, die durch spezifische Abwehrzellen, den B-Lymphozyten, in unserem Körper gebildet werden und sich gegen individuelle Allergene im Rahmen einer Immunantwort richten. [6]
Die Allergene (Antigene) können Lebensmittel, Pollen, Tierhaare, Staub, Schimmel oder auch Insektengifte sein. Im Gegensatz zur Typ 4 Allergie, auf die ich gleich eingehe, können Typ 1 Allergien sehr schnell innerhalb von Minuten zu allergischen Reaktionen wie Rhinitis (Nasenschleimhautentzündung), Asthma, Urtikaria und in seltenen Fällen zu einer gefürchteten Anaphylaxie (bei Lebensmitteln und Insektengifte) mit einer lebensbedrohlichen Schockreaktion führen.[7]
Solltest Du eine Anaphylaxie bekommen, dann nimm deine ärztlich verordneten Notfallmedikamente ein und hol Dir Hilfe, auch durch einen Arzt.
Sollte eine Person in deinem Umfeld eine Anaphylaxie bekommen, unterstütze die Person bei der Einnahme ihrer Notfallmedikamente, informiere schnell einen Arzt (Notruf 112) und leiste weiter 1. Hilfe!!!
Nachlesen kannst du diese Sachen auch nochmal im „Taschenatlas Allergologie“ von Gerhard Grevers und Martin Röcken sowie im Fachbuch „Praktische Allergologie“ von Werner J. Heppt und Claus Bachert.
Typ 4 Allergien
Neben der Allergieform Soforttyp gibt es auch die vom Spättyp.
Die Kontaktallergie wird unter Fachleuten auch als Spätreaktion bezeichnet.
Sie gehört nach der klassischen Einteilung der allergischen Reaktionen von Coombs & Gell (1963) zu den Typ 4 Reaktionen.
Kontaktallergene können verschiedene Stoffe sein z. B.:[9]
- Metalle wie Nickel, Chrom oder Kobalt
- Duftstoffe
- Kolophonium
- Perubalsam
- u.v.m.
Die meisten Kontaktallergene sind sog. Haptene, da sie erst durch die Bindung an ein Körpereiweiß (z. B. Serumprotein, Zellmembranprotein) zum Allergen werden. [10]
Wie bei einer Typ 1 Allergie der Soforttypreaktion, entsteht eine Typ 4 Allergie auch erst durch einen Zweitkontakt nach erfolgter Sensibilisierungsphase. In der Restimulationsphase werden allergische Symptome nach erneutem Allergenkontakt ausgelöst. [11]
Eine Typ 4 Kontaktallergie, z. B. auf Nickel ist trotz der Ähnlichkeit bei der Sensibilisierungs- und Restimulationsphase, ein etwas anderer immunologischer Prozess als bei der Typ 1 Allergie.
Die Typ 4 Allergien werden hauptsächlich durch sensibilisierte T-Lymphozyten verursacht.[11]
Was viele nicht wissen, dass ein Kontaktekzem auch über den Körperkreislauf (hämatogen) ausgelöst werden kann, beim Verzehr von Nahrungsmitteln, die das Kontaktallergen enthalten (z. B. Nickel, Chrom, Kobalt) [12]
Bei den Kontaktallergien kommt es glücklicherweise nicht zu Komplikationen wie den gefürchteten schweren Anaphylaxien, die zeitnah innerhalb von Minuten auftreten und zur Lebensgefahr werden können.
Die Symptome treten, wie der Name schon sagt, in der Regel zeitverzögert nach einigen Stunden oder gar erst Tagen auf.
Nach meiner persönlichen Erfahrung muss ich an dieser Stelle jedoch kurz ergänzen, dass je nach Schweregrad der allergischen Sensibilisierung natürlich auch sofort Reaktionen innerhalb von Minuten auftreten können z. B. reagieren meine Ohrläppchen innerhalb von Minuten, wenn ich unverträgliche Ohrringe trage.
Wenn ich Haferflocke esse, die sehr nickelreich sind oder Kaffee aus einer Kaffeemaschine trinke, die noch in einer Edelstahlkanne gekocht und aufbewahrt wurde, dann bekomme ich relativ zeitnah Magenschmerzen, Übelkeit oder Sodbrennen.
Nur wenn mein Histamin-Level sehr hoch ist im Körper, können zeitverzögert, manchmal sogar erst Stunden später schwere anaphylaktische Reaktionen, die den Körperkreislauf betreffen, auftreten (Herzrasen, Blutdruckschwankungen, Schwindelgefühl, Atemnot).
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich verstanden habe, wie diese körperlichen Reaktionen mit meiner Nickelallergie und der genetisch bedingten Histaminabbaustörung (DAO-Schwäche) zusammenhängen.
Besonderheiten bei Typ 4 Allergien
Diese Einteilungen der Allergiearten nach Coombs & Gell sind nun ja auch schon viele Jahre alt.
Sieh sie eher als grobe Orientierung.
Was damals nämlich wahrscheinlich noch nicht so bekannt war, sind eben die systemischen Reaktionen wie auf Lebensmittel, die durchaus auch bei Typ 4 Allergien auftreten können.
Es gibt bei den Kontaktallergien noch einen wichtigen Unterschied!
Typ 1 Allergene müssen unbedingt vermieden werden. Sie können bei Betroffenen selbst in Spuren schwere Symptome auslösen z. B. bei einer Allergie auf Nüsse oder Erdnüsse, die botanisch gesehen keine Nüsse, sondern Hülsenfrüchte sind.
Bei der Typ 4 Allergie, vor allem bei einer systemischen Reaktion, musst du glücklicherweise nicht so streng in der Allergen-Karenz sein, denn das ist häufig auch nicht möglich. Bei diesen Allergenen kommt es auf die Dosis an.
Und diese Information und Erkenntnis hat mich wirklich entspannt!
Mittlerweile weiß ich meine persönliche Verträglichkeitsgrenze von Nickel in Lebensmitteln.
Außerdem kenne ich mittlerweile viele Möglichkeiten, damit die Lebensmittel verträglicher für mich werden.
Typ 4 Allergien werden sehr häufig beim Dermatologen direkt auf der Haut getestet. [13]
Es gibt ab auch die Möglichkeit, diese Testung im Blut durchzuführen. Wie das bei der Nickelallergie funktioniert, kannst du im folgenden Blogbeitrag nachlesen: >>>Wie wird eine orale Nickelallergie getestet?<<<
Weitere Informationen zum Nickelarmen Lebensstil findest du in meinem >>>Nickel-Guide<<<
Ich hoffe, du konntest durch meinen Beitrag die Unterschiede zwischen einer Typ 1 und einer Typ 4 Allergie nachvollziehen.
Hast du noch eine Frage? Stell sie mir gern in den Kommentaren.
Herzliche Grüße Ulrike
Quellen:
[1] https://www.daab.de/
[2] https://www.daab.de/allergien/wichtig-zu-wissen/was-ist-das/allergie-typen/
[3] https://www.amboss.com/de/wissen/Allergische_Erkrankungen
[4] Heppt, W., Bachert, C.: Praktische Allergologie. Georg Thieme Verlag KG 2011. Stuttgart S. 23
[5] https://www.lecturio.de/lexikon/serumkrankheit
[9] Heppt, W., Bachert, C.: Praktische Allergologie. Georg Thieme Verlag KG 2011. Stuttgart S. 70
[11] Heppt, W., Bachert, C.: Praktische Allergologie. Georg Thieme Verlag KG 2011. Stuttgart S. 66
[12] Heppt, W., Bachert, C.: Praktische Allergologie. Georg Thieme Verlag KG 2011. Stuttgart S. 69
Hallo, danke für die ausführliche und informative Seite! Ich habe einen Epikutan Test auf Nickel gemacht, der ist negativ. Lässt sich eine Aussage darübermachen, wie wahrscheinlich es ist, dass ich trotzdem eine orale Nickelallergie habe, ohne Symptome bei Kontakt? Viele Grüße, Ingo.
Hallo Ingo,
grundsätzlich ist es so, dass bei einem invasiven Test wie dem Epicutantest leider immer die Gefahr besteht erst Recht eine Sensibilisierung auf den Teststoff auszulösen, oder gar eine Verschlechterung einer Sensibilisierung auftreten kann. Ich hatte mal einen Artikel gelesen, finde die Quelle gerade nicht, wo drin stand, dass die Testzeiträume manchmal zu kurz zum Ablesen sind. Die Nickelallergie gehört zu den Spätreaktionen, dass heißt das eine Reaktion auch manchmal erst viel später bis zu einer Woche auftreten kann. Hattest du die Stelle nach dem Test noch beobachtet? Hattest du das Gefühl, dass später eine Hautirritation dort aufgetreten ist? Dann würde ich ggf. nochmal einen Bluttest durchführen lassen, leider ist diese auch nicht immer 100% aussagekräftig. Hast du den Verdacht einer systemischen/oralen Nickelallergie würde ich im ersten Schritt auf nickelreiche Materialien zum Kochen verzichten und durch nickelfreie Materialien ersetzen und schauen, ob es eine Verbesserung bei Symptomen gibt. Ein Ernährungs- und Beschwerdentagebuch finde ich auch sehr hilfreich, damit lassen sich Unverträglich gut herausfiltern. Viele Grüße Ulrike