Edelstahl hat sich in unseren Alltag vor allem bei Küchengeräten sowie -helfern beim Kochen und Backen etabliert.
Allerdings enthält Edelstahl häufig Nickel, aber auch nickelfeier Edelstahl ist nicht unbedingt empfehlenswert bei einer Kontaktallergie auf Nickel oder einer oralen Nickelallergie.
Wer die Diagnose orale Nickelallergie erhält, fragt sich schnell, enthalten meine Töpfe und Küchenhelfer Nickel und womit kann ich überhaupt kochen oder backen?
In diesem Beitrag erfährst du, ob ein kompletter Verzicht auf Edelstahl in der Küche notwendig ist, und ich zeige dir Alternativen für das nickelarme Kochen, Backen und die Zubereitung von Speisen.
Contents
- 1 Warum Edelstahl problematisch sein kann bei oraler Nickelallergie
- 2 Nickelfreier Edelstahl keine Alternative für orale Nickelallergiker*innen!
- 3 Es gibt genügend Alternativen zu Edelstahl!
- 4 Küchenhelfer aus Emaille – orale Nickelallergie
- 5 Küchengeschirr aus Glas, Porzellan und Keramik – orale Nickelallergie
- 6 Silikon für orale Nickelallergiker*innen verträglich?
- 7 Küchenhelfer aus Holz und Kunststoff bpa-frei
- 8 Küchenmaschinen für Menschen mit oraler Nickelallergie
Warum Edelstahl problematisch sein kann bei oraler Nickelallergie
Edelstahl gibt es in verschiedenen Legierungen. Die am häufigsten Vorkommende im Lebensmittelbereich ist die Legierung 18/10. Sie enthält 18 % Chrom und 10 % Nickel.
Durch den Chromgehalt von 18 % in Kombination mit Nickel erhöht sich die Korrosionsbeständigkeit.
Das Material rostet also bei der täglichen Nutzung kaum.
Es gibt noch weitere Legierungen z. B. 18/8, die vor allem für den längeren Kontakt mit Lebensmitteln wie Wasser in Trinkflaschen oder Brotdosen genutzt werden.
Die Edelstahllegierung 18/0 wird als nickelfreier Edelstahl beworben. Sie enthält tatsächlich kein Nickel, sondern nur Chrom als Korrosionsschutz.
Edelstahl ist für die Industrie im Lebensmittelbereich ein absoluter Gamechanger.
Das Material ist sehr robust und wie bereits erwähnt, rostet es kaum noch durch die Chrom-Nickel-Legierung.
Außerdem leitet Edelstahl die Wärme sehr gut und verteilt sie im Topf, wodurch sich energiesparender kochen lässt.
Edelstahlgeschirr, Besteck und Schüsseln sind sehr hygienisch, da sie sich bei höheren Temperaturen im Geschirrspüler reinigen lassen.
Edelstahl ist somit auch sehr langlebig.
Was aber ist das Problem bei Edelstahl?
Menschen mit einer systemischen/oralen Nickelallergie können auf sich freisetzendes Nickel aus Töpfen, Schüsseln oder anderen Utensilien reagieren.
Wie kann sich Nickel freisetzten?
Beim Kochen können sich Nickelionen durch Salz und Säuren z. B. Tomatensoße, Rote Grütze herauslösen und unser Essen mit zusätzlichem Nickel anreichern.
Dasselbe kann auch passieren, wenn wir unser Wasser in Edelstahl kochen, vor allem wenn kurz zuvor entkalkt wurde. Durch die aggressive Säure kann sich Nickel auch noch in weiteren Kochvorgängen herauslösen.
Auch sehr kalkhaltiges Wasser kann Nickel aus Edelstahl lösen.
Mikroabrieb z. B. bei Edelstahlmühlen oder bei der Nutzung von Edelstahlrührern vor allem in Edelstahlschüsseln kann unser Essen zusätzlich mit Nickel anreichern.
Neben der klassischen Chrom-Nickel-Legierung für Edelstahl in Kochtöpfen gibt es Chromlegierungen ohne Nickel mit der Kennzeichnung 18/0.
Menschen mit Nickelallergie wird gern diese „nickelfreie“ Alternative angeboten.
Als Expertin für den nickelarmen Lebensstil und langjährig Betroffene rate ich eher davon ab!
Nickelfreier Edelstahl keine Alternative für orale Nickelallergiker*innen!
Das Problem habe ich in anderen Blogbeiträgen bereits erwähnt, z. B. beim Thema Kochtöpfe und Pfannen.
Das Element Chrom gehört ebenso zu den Kontaktallergenen. Eine Typ 4 Allergie auf Chrom kann parallel zu einer bereits bestehenden Nickelallergie auftreten oder sich auch erst noch entwickeln. Daher verzichte ich auch auf „nickelfreien“ Edelstahl bei Kochtöpfen und Pfannen.
Es gibt genügend Alternativen zu Edelstahl!
Welche Materialien sind verträglicher bei oraler Nickelallergie?
Jetzt stellst du dir vielleicht die Frage, darf es denn nun gar kein Edelstahl mehr in der Küche sein?! JEIN
Die Vermeidung von Edelstahltöpfen für Menschen mit oraler Nickelallergie oder nur einer Kontaktallergie mit der Haut wird sehr kontrovers von Experten und Herstellern diskutiert.
Was also tun?
Ich finde eine Testphase von 4-5 Wochen mit komplett nickelfreien Materialien zu kochen, unschädlich. Wenn du in dieser Zeit feststellst, dass sich deine Symptome verbessert haben, kann das ein Indiz dafür sein, dass dir Nickel in Kochtöpfen nicht guttut.
Nach meiner persönlichen Erfahrung hat mir der Austausch von Töpfen und Pfannen sowie Schüsseln aus Edelstahl und eine Mühle mit Keramikmahlwerk für Kaffee, Salz und Pfeffer wirklich viel gebracht.
Mein Besteck, Messer, Schäler, Suppenkelle nutze ich allerdings weiterhin.
Denn es kommt auf die Länge der Kontaktzeit an!
Wenn ich meine Suppe mit einer Kelle aus Edelstahl auffülle, dann ist die Kontaktzeit viel kürzer, als wenn ich in einem Topf aus Edelstahl koche.
Ich habe längere Zeit Küchenhelfer aus Bio-Kunststoff genutzt. Nachdem ich erfahren habe, dass diese auf der Basis von Mais hergestellt sein können, habe ich davon aufgrund meiner Maisallergie wieder Abstand genommen. Solltest du damit keine Probleme haben, ist das für dich vielleicht eine Alternative.
Bei säuerlichen Sachen z. B. Joghurt oder Marmelade nehme ich Löffel aus Keramik* oder Kunststoff*.
Auch eine Tomatensuppe, die ich aufgrund meiner Sensibilität gegenüber Histamin eher nicht esse, würde ich mit einem Keramik- oder Kunststofflöffel essen.
Mein Messer und die Gabel sind aus hochwertigem Edelstahl und ich nehme sie weiterhin. Du musst dich auch nicht komplett verrückt machen!
Wir können nicht nickelfrei leben! Andere Nickelquellen wie eben Edelstahltöpfe sind viel belastender.
Nur wenn du persönlich das Gefühl hast, dass dir nickelhaltiges Besteck nicht guttut oder du ein ungutes Gefühl hast, dann steige auf Alternativen um.
Ich schneide meine Lebensmittel mit Stahlmessern, habe aber auch zwei Keramikmesser* als Gemüseschäler. Auch zum Schälen nehme ich Schäler mit Stahlklinge und nicht mit Keramikklinge, weil ich mit dem nicht so gut klarkommen. Du kannst aber, wenn du dich damit sicherer fühlst, auf Keramikmesser und -schäler umsteigen.
Zum Hobeln nutze ich auch weiterhin einen Hobel aus Metall ohne Probleme. Eine Idee aus der Community ist das Gemüse, nachdem Schälen waschen.
Es gibt auch Reiben aus Glas und Keramik* z. B. für Äpfel oder Ingwer.
Problematisch sind tatsächlich eher die (Hochleistungs-) Mixer. Es gab Modelle, da hatte ich keine Probleme. Mein neuer Mixer gehört leider nicht dazu.
Nach meiner Erfahrung sind die Mixer aus glatt poliertem Edelstahl und Kunststoff besser verträglich.
Auch die Klinge kann problematisch sein. Da es dafür aber keine wirkliche Alternative gibt, nutzte ich den Mixer eher selten.
Wie schaut es mit dem Schneebesen und dem Rührgerät aus? Ich habe einen Schneebesen mit Silikonüberzug, den ich gut vertrage. Mein Rührgerät ist 22 Jahre alt und die Rühr- und Knetwedel sind aus Edelstahl, ich habe damit beim Kuchenbacken oder Teigkneten keine Probleme.
Im Winter 2022 habe ich mir einer Küchenmaschine* gekauft. Ich habe lange gesucht und ein Gerät gefunden, mit Emaillewedel* und Emailleknetwedel* zusätzlich habe ich mir eine Schüssel aus Keramik* dazugekauft. Ich bin sehr zufrieden. Ich nutze sie tatsächlich eher für Teige zum Kneten. Dazu gab es auch ein Set zum Reiben, Hobeln für Gemüse und Obst. Da habe ich mittlerweile schon die Erfahrung gemacht, dass nickelreicher Abrieb entsteht. Daher nutze ich die Aufsätze eher selten.
Und wie schaut es mit kochenden Edelstahl-Küchenmaschinen aus?
Ich denke, du weißt wahrscheinlich, welches Gerät ich meine! Ich habe so eine Küchenmaschine nie ausprobiert, da sie aus Edelstahl ist und nach den Erfahrungen vieler Mitglieder meiner Community das Essen daraus nicht vertragen wird.
Folgende Materialien haben sich aber auch bewährt:
- Emaille mit einer hellen Beschichtung (Dunkle Glasuren können Nickel oder Kobalt enthalten.)
- Glas z. B. aus Borosilikatglas oder Glaskeramik
- Keramik z. B. Hochleistungsporzellan, Hochleistungskeramikbeschichtung
- Kunststoff bisphenol frei oder bio Kunststoff (Wenn keine Allergie gegen das Material oder den Klebstoff besteht.)
- Holz (Olive, Bambus, Ahorn, Kiefer, Lärche, Fichte, Pappel, Eiche und Buche)
Mein Tipp:
Es muss nicht immer alles neu sein! Auf Flohmärkten oder in Onlineportalen bekommst du zum Start gebrauchte Töpfe und Küchenhelfer in nickelfreundlichen Materialien für kleines Geld.
Ulrike Werschke
Coach für Gesundheit und Ganzheitliche Ernährungsberaterin
Küchenhelfer aus Emaille – orale Nickelallergie
Emaille besteht aus glasbildenden Oxiden. Du findest in meinem Beitrag über Kochtöpfe einen ausführlicheren Abschnitt über die Vorteile von Emaille.
Aus Emaille gibt es Teller, Schüsseln, Auflaufformen, Backformen und sogar Küchenhelfer. Emaille ist toll, allerdings leider nicht so robust. Wenn die Emaille beschädigt ist, sollte der Kontakt mit Lebensmitteln vermieden werden.
Küchengeschirr aus Glas, Porzellan und Keramik – orale Nickelallergie
Geschirr, Auflaufformen, Schüsseln, Töpfe und sogar Besteck gibt es aus verträglichen Materialien wie Glas, Borosilikat und Porzellan für Menschen mit oraler Nickelallergie.
Silikon für orale Nickelallergiker*innen verträglich?
Ich habe dazu abschließend noch keine Meinung!
Es gibt Silikonprodukte, mit denen ich gut zurechtkomme und manche empfinde ich als sehr unangenehm.
Küchenhelfer aus Holz und Kunststoff bpa-frei
Kochlöffel aus Olivenholz* sind meine persönlichen Favoriten.
Küchenmaschinen für Menschen mit oraler Nickelallergie
Bei der Auswahl meiner Küchenmaschine* habe ich darauf geachtet, dass der Kontakt mit nickelhaltigem Metall möglichst gering ist. Den Schneebesen meiner Küchenmaschine der aus Aluminium ist verwende ich nicht und die mitgelieferte Metallschüssel habe ich sofort weiter verkauft und gegen eine Keramikschüssel* eingetauscht.
Zum Thema Kochen und Braten mit oraler Nickelallergie existieren bereits Beiträge
Kochen mit oraler Nickelallergie – Welche Kochtöpfe sind nickelfrei?
Braten mit oraler Nickelallergie – Welche Pfannen sind nickelfrei?
Weitere Beiträge zum nickelarmen Lebensstil findest du auf meinem Blog.
Wie sind deine Erfahrung mit Edelstahl und alternativen Materialien? Antworte mir gern in die Kommentare.
Herzliche Grüße
Ulrike
Quellen:
[1] https://www.chemie.de/lexikon/Edelstahl.htmlAbgerufen am 14.05.2022
[2] https://www.edelstahl-rostfrei.de/fileadmin/user_upload/ISER/downloads/MB_914.pdf Abgerufen am 14.05.2022
[3] https://www.chemie.de/lexikon/Email.html Abgerufen am 14.05.2022
[4] https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/lexikon-a-z/plastik-aus-mais-und-kartoffeln-biopolymere-10005 Abgerufen am 15.05.2022
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